Der Zeitplan der STIKO

Corona-Impfung: Wie geht es weiter mit den (Klein)kindern?

Stuttgart - 20.10.2021, 17:50 Uhr

Die STIKO will im November/Dezember über die Impfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren beraten – wohlgemerkt ergebnisoffen. (c / Foto: Aron M - Austria / AdobeStock)

Die STIKO will im November/Dezember über die Impfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren beraten – wohlgemerkt ergebnisoffen. (c / Foto: Aron M - Austria / AdobeStock)


Kinder mit Adipositas aktiv einbestellen, aber kein Impf-Mobbing!

Dr. Martin Terhardt ist Kinder- und Jugendarzt und seit 2011 STIKO-Mitglied. Von Dezember 2020 bis Juli 2021 war er Impfarzt in Berliner Corona-Impfzentren und mobilen Impfteams. In seinem Vortrag auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin gab er einen Überblick über die Historie der COVID-19-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die im Dezember 2020 mit der Corminaty®-Zulassung ab 16 bereits begonnen hatte. 

Wie in der aktuellen COVID-19-Impfempfehlung nachzulesen, sind Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Vorerkrankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben, trotz der allgemeinen Empfehlung ab zwölf seit August dennoch bevorzugt zu berücksichtigen. An dieser Stelle machte Terhardt in seinem Vortrag nochmals auf die Liste der Vorerkrankungen aufmerksam, mit denen auch Kinder einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe ausgesetzt sind: Speziell erinnerte er daran, dass dazu auch Adipositas (> 97. Perzentile des BMI) zählt. Man solle betroffene Kinder aktiv einbestellen, forderte er: „Mein Eindruck ist, dass hier noch viele ungeimpft sind.“

Akzeptieren, dass man nicht jeden überzeugen kann

Wie ebenfalls in der aktuellen STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung nachzulesen ist, sollen durch die Impfung nicht nur COVID-19-Erkrankungen und Hospitalisierung bei Kindern und Jugendlichen verhindert werden. Auch indirekte Folgen, wie Einschränkungen der sozialen und kulturellen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, sollen dadurch abgemildert werden. Deshalb mahnte Terhardt, dass kein „Mobbing“ stattfinden dürfe. Man müsse akzeptieren, dass man nicht jeden von der Impfung überzeugen könnte. 


Die STIKO spricht sich jedoch explizit dagegen aus, dass der Zugang von Kindern und Jugendlichen zur Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozialen Lebens vom Vorliegen einer Impfung abhängig gemacht wird.“ 

STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung Aktualisierung vom 18. August 2021


Man könne Kinder auch passiv (durch die Impfung der Erwachsenen) schützen und solle daran denken, wodurch Eltern in ihrer Entscheidungsfindung beeinflusst werden – beispielsweise durch die auf Seite eins zitierten Medienmeldungen, dass Moderna in Schweden und Dänemark nicht mehr bei jungen Menschen eingesetzt wird. 

Auch die aktuelle STIKO-Empfehlung geht auf die Myokarditis-Fälle ein, die nach Impfung mit den mRNA-Impfstoffen „in sehr seltenen Fällen“ – in den ersten 14 Tagen nach der 2. Dosis – aufgetreten sind. Betroffen seien bisher überwiegend männliche Kinder und Jugendliche sowie junge Männer. Die Erkrankungen verliefen dabei meist mild, über theoretisch denkbare Spätfolgen dieser Nebenwirkung könnten jedoch zurzeit „naturgemäß“ keine Aussagen gemacht werden, heißt es.

Auch für Deutschland noch mehr Myokarditisfälle erwartet

Terhardt erklärte in seinem Vortrag, dass bislang in Deutschland nur wenig über (Peri-)Myokarditis-Fälle nach COVID-19-Erkrankung bei Kindern bekannt sei. US-amerikanische Registerdaten würden jedoch darauf hindeuten, dass Myokarditiden durchaus auch nach SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Terhardt geht jedenfalls davon aus, dass es auch in Deutschland noch mehr Myokarditisfälle – auch nach Impfung – geben wird. Er erläuterte, dass es – bezogen auf die Gesamtheit von 4.000.000 Jugendlichen (12-17 Jahre) und die Zahlen aus den USA – bei einer von 46.242 Impfungen zur einer Myo-/Perikarditis kommen könnte. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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